ERNÄHRUNG

Vegetarische Ernährung 
 
 
Unsere Ernährung ist nicht einfach nur Nahrungsaufnahme, sondern auch zu einem großen Teil persönliches Empfinden, Ästhetik und Überzeugung. Man sollte das Essen ganz nach seinem jeweiligen Geschmack ausrichten und sich nicht von irgendwelchen Meinungen beeinflussen lassen, auch wenn man sich zur vegetarischen Ernährung entschlossen hat.
Bei der Problematik der Massen-Tierhaltung, der unzulässigen Hormongabe und nicht zuletzt der BSE-Erkrankung mit der möglichen Übertragung auf den Menschen werden zunehmend Fragen gestellt nach einer vegetarischen Ernährung. Inzwischen verzichtet jeder fast zehnte Deutsche völlig auf Fleisch und es muss sich niemand mehr für vegetarische Kost rechtfertigen. Die Vorstellung, eine Mahlzit ohne Fleisch sei nicht komplett, gilt als überholt.
Doch was gibt es bei der vegetarischen Ernährung zu berücksichtigen, gibt es gesundheitliche Auswirkungen?
 
Dazu muß man wissen, daß der Mensch zwar ein "Alles-Esser" ist, d.h. er kann mit praktisch allen auf unserer Erde vorkommenden Lebensmitteln seinen Hunger stillen, aber er muß nicht unbedingt alles verzehren. Wichtig ist die richtige Zusammensetzung der Ernährung mit den Grundnahrungsmitteln Eiweiß, Kohlehydrate, Fette, Vitamine, Spurenelemente und Wasser. Bei der vegetarischen Ernährung geht es um das tierische Eiweiss, das wir in Form von Fleisch, Fisch, Milch und Eiern zu uns führen. Die Frage dabei ist, ob wir das Fleisch des Tieres schadlos ersetzen können durch Milch und Eier, evtl. noch durch Fisch.
 
Im Normalfall sind 0.8 g pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag Eiweiß sinnvoll. Insgesamt sind das etwa 15 % der Gesamternährung. Schwangere und Sportler benötigen etwas mehr, bei Ausdauersportlern muss zum Muskelaufbau mehr Eiweiß zugeführt werden, Kraftsportler sollten 1,8g Eiweiß pro Tag und pro kg Körpergewicht verzehren. Also im Durchschnitt benötigen wir insgesamt etwa 60 - 80 gr Eiweiss pro Tag, Kraftsportler bis zum Doppelten.
 
 
Wieviel Eiweiss enthalten die Nahrungsmittel?
Bei strenger vegetarischer Ernährung (ohne Fischeiweiss) ist der tägliche Verzehr von 1/2 - 1 Liter Milch und mindestem einem Ei erforderlich, weiterhin Milchprodukte und auch pflanzliches Eiweiss in Form von Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Müsli und Vollkornprodukten.
Das Eiweiß des Fleisches kann also quantitativ und auch qualitativ ersetzt werden durch Milchprodukte, Eier und natürlich auch durch Fisch. Nebenbei gesagt, wird der gesamte Calciumbedarf pro Tag durch einen Liter Milch abgedeckt (1200 mg). Auf das gesamte tierische Eiweiß zu verzichten (also auf Fleisch, Milch, Eier, Fisch = vegane Ernährung), muss unter dem Aspekt einer gesundheitsbewussten Ernährung als zumindest risikoreich bezeichnet werden und ist auch mit keinem sinnvollen Argument wirklich zu rechtfertigen.
 
Also kommen wir zurück auf die vegetarische, lediglich fleischfreie Ernährung bei ausreichender Zufuhr von Milch und Eiern und evtl. auch Fisch. Beim erwachsenen Menschen gibt es mit dieser Ernährung keine Probleme, eine routinemäßige Kontrolle des Blutes auf Eisen, Kalium, Magnesium und Calcium und eine gelegentliche ganzheitliche körperliche Untersuchung mit einem Schilddrüsentest (Jodmangel) ist jedoch ratsam. Ältere Menschen werden bemerken, dass der Fleischappetit sowieso nachlässt, weil die Verdauung des Fleisches eine relativ große Belastung für den Organismus darstellt und somit - physiologisch gesehen - keinen "Gewinn"  für den Körper erbringt. Gleiches sehen wir auch bei kleinen Kindern, welche Weissbrot, Milchspeisen, Eiergerichte und Süßspeisen am besten vertragen, weil die notwendigen Enzyme für die Fleischverdauung noch nicht ausreichend vorhanden sind.
 
Bleiben noch die Kinder und die Jugendlichen im Alter bis zu 18 Jahren: hier würde ich nicht zu vegetarischer Kost raten, sondern alle Möglichkeiten der Ernährung anbieten, um gerade in diesem Alter mit dem starkem Vitamin- und Eiweißbedarf des Körperaufbaues und dem ausgeprägtem Kalorienbedarf keine Fehler in der Ernährung zu machen. Gleiches gilt auch für Leistungssportler (in jedem Alter) und besonders auch für Schwangere und Stillende (wegen Eisen, Vitamin B12, Calcium, Jod und Salze). Diese sollten etwa 3x in der Woche Fleisch bzw. Wurstwaren zu verzehren, wobei davon auch einmal Fisch gewählt werden kann.
 
Aus meiner Erfahrung - ich berate sehr viele jugendliche Vegetarier - kann ich sagen, dass gesundheitliche Schäden bei fleischfreier Ernährung nicht zu sehen sind, wenn Milch, Eier und gelegentlich Fisch in ausreichender Menge verzehrt werden; auch Hühnerfleisch ist ein vollwertiger Fleischersatz. Die regelmässig vorgenommenen Blutuntersuchungen zeigen fast immer normale Werte, wenn auch gelegentlich etwas Eisenmangel mit Hautblässe, Schwächegefühl und Müdigkeit auftreten können. Wichtig ist, an ausreichende Mineralien-, Eisen- und Salzzufuhr zu denken, wobei jodiertes Speisesalz vorzuziehen ist.
 
 
Wie schon gesagt: Unsere Ernährung ist nicht einfach nur Nahrungsaufnahme, sondern auch zu einem großen Teil persönliches Empfinden, Ästhetik und Überzeugung. Man sollte das Essen ganz nach seinem jeweiligen Geschmack ausrichten und sich nicht von irgendwelchen Meinungen beeinflussen lassen. Ganz wichtig ist die mentale Zufriedenheit mit der Art und Weise der Ernährung; dieses und ein gutes  Ergebnis in der Blutuntersuchung sind die entscheidenen Kriterien für eine gesunde Ernährung.
 
 
 
Mineralien und Spurenelemente:
wo noch, ausser im Fleisch, enthalten?

 

 

Omega-3 Fettsäuren:

Inerhalb der vergangenen 10 Jahre ist das Bewustsein der enormen Bedeutung der essetiellen omega-3-Fettsäuren für den menschlichen Organismus weltweit stark gestiegen. Zahlreiche wissenschaftliche und Klinische Studien zeigen zweifelsfrei,wie sich unsere Ernährung innerhalbder letzten 50 Jahre verändert hat. Wurden dem menschlichen Körper noch voreinem halben Jahrhundert ein gesundes Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren von weniger als 5:1 durch die Ernährung angeboten, so hat sich dieses Verhältnis auf Grund der starken Zunahme am Verzehr von Pflanzenölen (reich an omega-6-Fettsäuren) und gleichzeitiger Abnahme am Verzehr von omega-3-Fettsäuren-Quellen wie z.B. Lebertan, Inneeien, Hirn und Fisch auf ein ungesundes Verhältnis von über 20:1 verschoben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat empfohlen, zwei bis dreimal pro Woche Fisch zu essen, um das Defizit an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen. Weitere Möglichkeiten die Ausgewogenheit von Omega-3 zu omega-6-Fettsäuren sicherzustellen ist der Verzehrvon omega-3 Kapseln. Neu auf dem Markt sind Kapseln, die aufgrund ihres hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren (über 90%) besondersgut geeignet sind, im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung das Defizit an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen. Als günstige Nahrungsmittel kommen in Fage: Hering, Makrele, Thunfisch und Lachs.

Omega-3 Fettsäuren vermag der Körperkaum selbst herzustellen, benötigt sie jedoch in praktisch allen Zellen. Als Schutzfaktor der Gefäße spielen sie eine wichtige Rolle zur Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen, sie wirken entzündungshemmend und damit wichtig zur Prophylaxe von Rheuma, Arthrose und Krebs. Auch Gehirn und Nervenzellen werden günstig beeinflußt, wichtig bei Depression und psychogenen Erschöpfungen. Auch wichtig bei Schwangeren für die günstige Entwicklung des Kindes. 

 

 

Dr. med. Achim Sommerbrodt

 

 
 

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