ERNÄHRUNG
In der Schwangerschaft
- Mit dem Eintritt der Schwangerschaft kommen auch die Fragen nach der richtigen Ernährung auf. Dabei gibt es vier wichtige Fragen:
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- Benötigt man mehr Kalorien?
- Reicht die Vitaminzufuhr aus?
- Wie muss die Flüssigkeitszufuhr sein?
- Was ist schädlich?
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- Isst man in der Schwangerschaft für Zwei? Die Antwort lautet: Nein, was die Kalorien und Ja, was die Vitamine betrifft.
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- Kalorien
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- In den ersten 3 Monaten gibt es fast keinen Gewichtsanstieg, ein Mehrbedarf an Kalorien ist nicht vorhanden. Normal ist aber eine frühe Änderung des Appetits, saure oder salzige
Lebensmittel werden plötzlich bevorzugt.
- In der zweiten Hälfte der Schwangerschaft beginnt ein drastischer Gewichtsanstieg, der bis zum Ende der Schwangerschaft etwa 10 - 15 kg erreichen kann.
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- Die ersten 3 Monate: kein Gewichtsanstieg
- Die zweiten 3 Monate: 300 gramm pro Woche
- Die dritten 3 Monate: 500 gramm pro Woche
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- Trotzdem ist der Mehrbedarf an Essen nur gering, ab dem 4. Schwangerschaftsmonat entspricht der Mehrbedarf etwa nur 300 Kcal pro Tag (etwa ein belegtes Brot). Die
Zusammenstellung der Energie sollte wie vor der Schwangerschaft bestehen aus:
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- Kohlehydrate: Getreide, Mehlprodukte, Kartoffeln, Gemüse, aber kein Zucker oder Süßigkeiten.
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- Eiweiß: Milch, Eier, Fleisch, Fisch, Soja, tierische Proteine sind für den Mensch wertvoller als pflanzliche Proteine.
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- Fette: kein erhöhter Fettbedarf in der Schwangerschaft, rund 40 g als Streichfett und 40 g als verdeckte Fette. Pflanzliche Fette sind den tierischen Fetten vorzuziehen.
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- Vitamine
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- Der Vitaminbedarf in der Schwangerschaft ist deutlich vermehrt. Hier isst die werdende Mutter für Zwei. Was ist wichtig?
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- Vitamine: Vitamin C, Vitamin D, Folsäure (wichtig für das Kind), Vitamin B, enthalten in Gemüse, Kartoffeln, Fleisch, Milch, Vollkornprodukten.
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- Mineralstoffe: Calcium, Eisen, Jod, Zink, Fleisch, Wurst, Milch, Milchprodukte, Seefisch, jodiertes Speisesalz
Eisen und Folsäure müssen meist in Tabletten zugeführt werden.
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- Getränke
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- Etwa eineinhalb Liter Flüssigkeit benötigt der Körper täglich, zusätzlich zum im Essen enthaltenem Wasser, erst recht in der Schwangerschaft. Geeignet sind Wasser, Tees,
Gemüsesäfte, schwarzer Tee und auch Kaffee (macht aber Sodbrennen!).
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- Nicht gut sind süße Limonaden und Colagetränke wegen der Kalorienzufuhr, von Alkohol ist abzuraten.
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- Was ist schädlich?
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- Genussmittel
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- Ab der 6. Schwangerschaftswoche verbindet sich in der Plazenta der Kreislauf der Mutter mit dem des Kinde, um die nun vermehrt notwendigen Nährstoffe dem Kind zu geben.
Damit gelangen aber auch schädliche Stoffe in den kindlichen Körperkreislauf, wie Nikotin (auch passives rauchen!), Koffein und Medikamente.
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- Vegetarisch
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- Eine streng vegetarische Kost bei völligem Verzicht auf tierische Produkte ist nicht zu empfehlen. Eine fleischfreie Kost mit einem ausgleichenden Verzehr von Milch, Eier und Fischen
ist aber möglich unter Beachtung der o.g. Vitamin- und Mineralienzufuhr.
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- Ernährung
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- Eiweiß
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- Bei 60 kg Körpergewicht brauchen Sie in der Schwangerschaft etwa 80 g Eiweiß täglich. Diese Menge wird leicht erreicht mit Käse, Quark, Kefir, Buttermilch, Joghurt, Fisch,
Fischerzeugnissen und Getreideprodukten. Eine Portion Kabeljau oder Seelachs (200 g)
- zum Mittagessen enthält bereits 34 g Eiweiß, 100 g Speisequark (Magerstufe) 17 g Eiweiß. Werden Milchprodukte abgelehnt, so ist eine ausreichende
- Kalziumzufuhr nicht mehr möglich.
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- Fette
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- Mehr als 80g Fett täglich sollten es nicht sein! Davon ist höchstens die Hälfte sichtbar! Deshalb fettes Fleisch, fette Wurst, fetten Käse, Sahne, Mayonnaise, Fettgebackenes und
ähnliches nur selten essen oder besser ganz darauf verzichten. Als Streich-, Koch- und Backfett können Sie Butter, Margarine und Pflanzenöl
- verwenden.
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- Trinken
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- Etwa 1 bis 1,5 Liter soll man täglich trinken. Am besten in Form von Tee ohne Zucker, Mineralwasser, Obst- und Gemüsesäften; oder auch Kaffee in Maßen ohne Zucker. Mit
einzurechnen sind auch Suppen, Soßen, Gemüse und Obst. Kommt es zu erhöhten Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme, Wasser in den Beinen), müssen Sie mit Ihrem Arzt
sprechen.
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- Salz
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- Besonders in der Schwangerschaft ist mit Salz sparsam umzugehen. Salz enthält Natrium, das bei erhöhter Zufuhr zu Bluthochdruck und vermehrter Wassereinlagerung im Gewebe
führen kann. Auf Diätsalz sollten Sie verzichten, salzreiche Lebensmittel (rohen und gekochten Schinken, geräucherten Fisch,
- Salzgebäck u.a.) meiden. Am besten nur jodiertes Salz verwenden, das beugt einem Jodmangel bei der Mutter und beim Neugeborenen vor; bei sparsamem Salzverbrauch reicht die
so aufgenommene Jodmenge nicht aus. Oft ist eine zusätzliche Jodzufuhr in Tablettenform notwendig.
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- Mineralstoffe und Vitamine
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- Diese Nährstoffe werden jetzt für zwei, für das Kind und Sie selbst, zum Aufbau, zur Erhaltung von Körpergewebe und für wichtige Reserven gebraucht. Es sind vor allem Kalzium,
Eisen, Jod, die B-Vitamine, Folsäure, Vitamin D und C. Bei Verzicht auf Fleisch, Fleischerzeugnisse und Eier kann es zu Unterversorgung mit Eisen kommen.
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Folsäure
- So früh wie möglich in der Schwangerschaft (Verhütung von Mißbildungen im Rückenbereich)
- Gehört zur Gruppe der B-Vitamine.
- Enthalten in: Fleisch, Gemüse, Getreide, Milch, Vollkornbrot. Als Medikament Folsäure - Tabletten.
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- Omega-3 Fettsäuren:
Inerhalb der vergangenen 10 Jahre ist das Bewustsein der enormen Bedeutung der essetiellen omega-3-Fettsäuren für den menschlichen Organismus weltweit stark gestiegen.
Zahlreiche wissenschaftliche und Klinische Studien zeigen zweifelsfrei,wie sich unsere Ernährung innerhalbder letzten 50 Jahre verändert hat. Wurden dem menschlichen Körper noch
voreinem halben Jahrhundert ein gesundes Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren von weniger als 5:1 durch die Ernährung angeboten, so hat sich dieses Verhältnis auf
Grund der starken Zunahme am Verzehr von Pflanzenölen (reich an omega-6-Fettsäuren) und gleichzeitiger Abnahme am Verzehr von omega-3-Fettsäuren-Quellen wie z.B. Lebertan,
Inneeien, Hirn und Fisch auf ein ungesundes Verhältnis von über 20:1 verschoben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat empfohlen, zwei bis dreimal pro Woche Fisch zu essen,
um das Defizit an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen. Weitere Möglichkeiten die Ausgewogenheit von Omega-3 zu omega-6-Fettsäuren sicherzustellen ist der Verzehrvon omega-3
Kapseln. Neu auf dem Markt sind Kapseln, die aufgrund ihres hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren (über 90%) besondersgut geeignet sind, im Rahmen einer ausgewogenen
Ernährung das Defizit an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen. Als günstige Nahrungsmittel kommen in Fage: Hering, Makrele, Thunfisch und Lachs.
Omega-3 Fettsäuren vermag der Körperkaum selbst herzustellen, benötigt sie jedoch in praktisch allen Zellen. Als Schutzfaktor der Gefäße spielen sie eine wichtige Rolle zur
Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen, sie wirken entzündungshemmend und damit wichtig zur Prophylaxe von Rheuma, Arthrose und Krebs. Auch Gehirn und Nervenzellen
werden günstig beeinflußt, wichtig bei Depression und psychogenen Erschöpfungen. Auch wichtig bei Schwangeren für die günstige Entwicklung des Kindes, wobei aber der Verzehr
von Fischen wie Hering, Makrele, Thunfisch oder Lachs zweimal in der Woche ausreichend ist.
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Dr. med. Achim Sommerbrodt
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