RATGEBER

Blutdruck
 
  
Was bedeutet "RR 140 zu 80 mm Hg"?

Die beiden Zahlen sind die Messwerte des Blutdruckes, ein oberer Wert, Systole genannt, und ein unterer Wert, Diastole genannt und es gibt Normalwerte, die systolisch etwa bei 140 und diastolisch bei 80 oder weniger liegen. Diese Zahlenwerte müssen natürlich eine Einheit haben, wie das zum Beispiel ein Gewicht mit der Einheit Kilogramm oder ein Längenmaß mit der Einheit Meter hat. Das ist beim Blutdruck die Bezeichnung mmHg. Den Druck des Blutkreislaufes könnte man auch in Bar oder Pascal ausdrücken, man nimmt aber schon seit langer Zeit als Maßeinheit die Höhe einer Quecksilbersäule, deswegen Hg von Hydrargyrum, das ist der chemische Name für Quecksilber. Und die Millimeter bezeichnen die Höhe, mit der das Quecksilber in einer schmalen Röhre durch die Kraft des Blutdruckes ansteigt, also z.B. 140 mm hoch bei einem Normalwert oder 200 mm hoch bei einer Hypertonie.

 

Was sagen die beiden Werte aus?

Der erste Blutdruckwert sagt etwas aus über die Kraft des Herzschlages, mit dem das Blut durch das Adersystem gepumpt wird, fühlbar im Puls am Handgelenk. Diesen Wert konnte man schon vor über 200 Jahren messen, wenn auch mit sehr umständlichen und gefährlichen Methoden. Später wurde dann auch der zweite Wert entdeckt, etwa vor 100 Jahren. Der zweite Wert sagt etwas aus über die Qualität der Adern, also wie gut oder wie schlecht sie das vom Herzen gepumpte Blut weiterleiten. Je höher dieser zweite Wert ist, um so schlechter sind die Adern beschaffen, dann sind sie entweder verkrampft oder verkalkt, auf jeden Fall sind sie verengt, was mit einer höheren Reibung des Blutes in den Adern einhergeht. Also, je höher der zweite Wert ist, um so schlechter ist das für den betroffenen Menschen.

 

Was heißt "RR"?

Das sind die Initialien eines italienischen Arztes, der vor 100 Jahren in Turin gelebt hat. Er hat das Blutdruckmessgerät in seiner noch heute üblichen Form erfunden und sich viel Gedanken um die Blutdruckmessung gemacht. Sein Name war Dr. Riva-Rocci. Die beiden Buchstaben RR bedeuten nun Blutdruckmessung nach der Methode des Dr. Riva-Rocci, und ihm zu Ehren setzt man die beiden Buchstaben RR der Blutdruckangabe voraus. Und das schon seit über 80 Jahren.

 

Wie wurde der Blutdruck davor gemessen?

Man versuchte mit Kanülen aus Silber, die man in eine Ader einschob und mit einem Steigrohr verband, eine Blutdruckmessung vorzunehmen. Im Prinzip funktionierte es auch, aber es ging schon deswegen meist daneben, weil einerseits die Punktion sehr schmerzhaft war und andererseits die Adern sich nach kurzer Zeit entzündeten, Infektionen und Blutvergiftungen entstanden, oft mit Todesfolge. Es gab ja noch kein Penicillin. Doch schon zu dieser Zeit, also vor etwa 150 Jahren, bemerkte man, dass gewisse Krankheitserscheinungen, wie Lungenwasser und Herzschwäche, mit einem hohen Blutdruck zusammenhängen mussten. Der Wunsch kam nun auf, den Blutdruck von außen, also unblutig, messen zu können, und das gelang damals als Erstem dem Dr. Riva-Rocci.

 

Was ist ein Steigrohr?

Das Steigrohr ist eine flüssigkeitsgefüllte Glasröhre, oben offen, unten versehen mit einem U-förmigen Übergang zu einem kleinen Reservoir für die Flüssigkeit, wie das in den alten Quecksilberbarometern zu sehen ist. Wenn man nun einen Druck auf das Reservoir leitet, dann steigt die Flüssigkeit, aus dem Reservoir durch die U-förmige Verbindung kommend, in dem Steigrohr nach oben. Wird jetzt noch eine Skala mit Millimetereinteilung neben das Glasrohr gelegt, dann kann man den Druck in Millimetern ablesen. Als Flüssigkeit ist Wasser oder auch Quecksilber möglich. Da das Quecksilber viel schwerer als das Wasser ist, kann das Steigrohr bei einer Quecksilberfüllung kürzer sein, was natürlich von Vorteil ist. Heute hat man meistens Dosen-Manometer oder elektronische Systeme, aber die Quecksilbermanometer sind wegen ihrer Genauigkeit und guten Ablesbarkeit immer noch sehr beliebt, besonders in den Arztpraxen. Der Patient zu Hause ist mit einem elektronischem Gerät besser beraten, weil es leichter zu handhaben ist, allerdings auf Kosten der Genauigkeit.

 

Was ist bei "140 zu 100"?

Ihre Blutdruck-Zahlen zeigen Werte von 140 zu 100 an. Verstehen Sie die Zusammenhänge? Der erste Wert zeigt die Herzarbeit an, wie stark das Herz arbeitet, und da 140 ein noch normaler Wert ist, hat das Herz seine normale Funktion und Schlagkraft bei dem Wert 140. Und der zweite Wert, der die Beschaffenheit der Adern und Gefäße ausdrückt, ist deutlich zu hoch. Warum? Die durch Nikotin, Cholesterin oder Stress jahrelang verhärteten oder verengten Adern müssen dem Blutkreislauf ja einen erhöhten Widerstand entgegensetzen, also eine vermehrte Reibung auslösen. Dann steigt der zweite Wert über 80 an, also alle Werte über 80 diastolisch zeigen verengte Adern an, alle Werte unter 80 diastolisch zeigen gesunde, weiche, elastische Adern an. Die niedrigsten diastolischen Werte bei Kindern liegen um 30.

 

Was ist bei "100 zu 50"?

Wie ist das bei einem gesunden und jungen Menschen? "110 zu 50, niedrig, aber gesund" sagt dann der Arzt. Na klar, wenn mann sich gesund ernährt, nicht raucht und sich sportlich betätigt, dann muss man ja gesunde Adern haben; das Blut fließt dann ohne großen Widerstand durch die Adern und das Herz wird nicht belastet. Also, das ganze System wird geschont. Allerdings muß auch erwähnt werden, dass eine Blutdruckerhöhung bei genetischer Disposition bestehen kann, ohne weitere Ursachen. Aber auch dann sind die Adern verengt, und zwar durch eine vermehrte Anspannung der kleinen Muskeln in den Adern, was natürlich auch nicht gut für den Organismus ist. Die verengten Adern sind im Augenhintergrund aber gut zu erkennen, deswegen öfter zum Augenarzt gehen.

 

Was ist bei "180 zu 100"?

Der zweite Wert, der die Beschaffenheit der Adern und Gefäße ausdrückt, ist deutlich zu hoch, weil die durch Nikotin, Cholesterin oder Stress jahrelang verhärteten oder verengten Adern dem Blutkreislauf ja einen erhöhten Widerstand durch vermehrte Reibung entgegensetzen. Damit ist das Herz aber gezwungen, seine Leistung auf Dauer zu erhöhen, also mit dem Druck über 140 zu gehen, um die vermehrte Reibung im Adersystem zu kompensieren. Damit wird eine Spirale in Gang gesetzt zwischen einerseits erhöhtem Widerstand und damit vermehrter Herzarbeit und andererseits wiederum vermehrter Reibung und weiterem Druckanstieg. Also die beiden Werte schaukeln sich gegenseitig auf, über Jahre, bis zu einem Blutdruck von 280 zu 140, mit dann natürlich erheblichen Krankheiten. Ein konstanter Blutdruckanstieg erfolgt.

 

Ab wann wird behandelt?

In keinem Lebensalter sollten die Werte höher als 140 zu 80 sein. Bei 150 zu 85 kann noch Diät (salzfrei, cholesterinarm) und Sport genügen, bei 160 zu 90 sollten schon Medikamente gegeben werden. Der Sinn der Behandlung ist, die verengten Adern zu erweitern, zu entspannen, zu entkrampfen, zu säubern (je nach dem, welche Grundproblematik vorliegt), um damit den wichtigen zweiten Wert zu senken. Erfolgt das, geht auch der erste Wert zwangsläufig runter.

Wenn natürlich die Gefäße total verkalkt und nicht mehr erweiterbar sind, ist die Entspannungstherapie nicht mehr möglich. Dann gibt man richtige Blutdrucksenker oder Entwässerungspräparate, um beide Werte mit Zwang zu senken. Um es soweit nicht kommen zu lassen, sollte schon in ganz frühen Jahren, bei den ersten Anzeichen der Hypertonie, behandelt werden.

 

 

Dr. Sommerbrodt


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