RATGEBER

Was ist Arthrose? Was ist Arthritis?
 
 
Die Arthrose ist die langsame, unbemerkte, über viele Jahre gehende Abnützung des weichen Knorpels. Dieser Knorpel liegt zwischen zwei Knochen und schützt diese vor einer gegenseitigen Berührung. Die Arthrose kann alle Gelenke befallen, also den Meniscus im Knie, die Bandscheiben in der Wirbelsäule, den Hüftknorpel und auch die Knorpel in Finger- und Fussgelenken.
 
Etwa ab dem 40. - 50. Lebensjahr beginnt dieser langsame Abbauprozess, über viele Jahre vollkommen unbemerkt. Erst wenn eines Tages der Knorpel so klein geworden ist, dass z.B. die beiden Knochenenden im Gelenk sich berühren können oder wenn die Knorpelschmiere nicht mehr ausreichend gebildet wird, kommt es zu akuten Beschwerden, zu Schmerzen, zur Arthritis. Die Ursachen der Arthrose sind vielfältig: genetische Faktoren, Übergewicht, einseitige sportliche Belastungen (Joggen), Rauchen (wegen Sauerstoffverminderung im Blut, das Knorpelgewebe ist sehr empfindlich) und Fehlstellungen in den Gelenken.
 
Die Arthritis (Gelenkentzündung) ist nun der Folgezustand der Arthrose und bedeutet eine Reizung, verbunden mit Schwellung, Rötung, Schmerzen und damit eine zunehmende Austrocknung der Knorpelschmiere. Dadurch ensteht eine vermehrte Reibung im Gelenk und als Folge weitere Entzündungen und damit ein zusätzlicher Abbau und Verschleiss des Knorpels. Also ein ganz schlimmer Teufelskreislauf mit Reizung - Entzündung - Schwellung - weitere Reizung u.s.w., der dringend unterbrochen werden muss.
 
Oft kommt es zu Schmerzen morgens beim Aufstehen (Einlaufschmerzen), warum? Die Gelenkschmiere, die normalerweise tags und nachts gleich stark gebildet wird, wird im Alter nachts nicht mehr produziert, so dass die Gelenke morgens trocken sind. Erst mit der Bewegung entsteht neue Gelenkschmiere, also wäre eine leichte Gymnastik im Bett vor dem Aufstehen sehr gut. Insgesamt aber ein wichtiges Zeichen für eine bestehende Arthrose.
 
Auch ernst zu nehmen ist der plötzlich einsetzende Schmerz in den Gelenken nachts im Bett, nachdem tagsüber keine Beschwerden bemerkt wurden. Warum jetzt nachts in Ruhe Schmerzen? Weil die Entzündung (Arthritis) in den Gelenken sich tagsüber mehr und mehr gebildet hat, anfangs unbemerkt, und nach einer gewissen Zeit (zeitversetzt) sich als Schmerz bemerkbar macht, und das dann gerade im abendlichen Ruhesessel oder erst im Bett. Auch ein wichtiges Zeichen für eine bestehende Arthrose.

 
Therapie:
 
In diesem Fall muss behandelt werden mit Medikamenten gegen die Entzündung, gegen die Schwellung und gegen die Austrocknung. (Salbe, Tabletten, Zäpfchen, Spritzen ). Nur Schmerztabletten alleine wären zu wenig, würden auch keine Heilung bedeuten. Weiter wichtig ist Ruhigstellung durch maximale Schonung und evtl. auch Bandagieren, bis die Entzündung abgeklungen ist. Auch eine Arthrose-Diät ist sinnvoll.
 
Die Möglichkeiten der Behandlung sind vielfältig, sie reichen von homöopathischen Medikamenten über Enzyme, Diclo-Präparate bis hin zum Kortison um die entzündliche Schwellung abzuheilen, wobei dann auch die Schmerzen nachlassen. Auch Frischzellen-Spritzen nehmen die Entzündung und Schwellung weg und können den Knorpel regenerieren, aber auch dann ist die weitere Schonung wichtig.
 
Wenn die Arthritis abgeheilt ist, bleibt natürlich die Arthrose als Zeichen der mehr oder weniger starken Abnutzung des Knorpels bestehen, was aber oft nicht schmerzhaft ist. Neben der Therapie und der Ruhigstellung ist wichtig, dass Kälte und Zugluft gemieden wird, wobei aber eine kurzfristige Eisbehandlung in jüngerem und mittlerem Alter sinnvoll ist; in höherem Alter ist eine Wärmebehandlung meist besser. Keine Gelenksüberlastung! Schonung!
 
Die Untersuchung erfolgt mit Röntgen oder Computertomographie, auch mit Ultraschall. In der Blutuntersuchung ist der Schweregrad der Entzündung festzustellen, weiter auch die Erkennung ob noch zusätzlich Rheuma oder Gicht vorliegen.

Bei schwerer Arthrose kann ein Kunstgelenk eingesetzt werden, zuvor versucht man aber mit kleineren Eingriffen wie arthoskopischer Operation oder Knorpelglättung oder Knorpelabschliff eine Besserung oder Heilung zu erreichen. Aber auch dann muss das Gelenk geschont werden.
Neben der Schmerz- und Entzündunstherapie versucht man, auch die weitere Abnutzung des Knorpels zu verhindern, z.B. mit Gelatine oder Knorpelschutzmedikamenten, was aber sehr schwierig und sehr langwierig ist (Dauertherapie).
 
Eine Sonderform stellt die Fingergelenksarthrose dar, welche besonders Frauen in oder nach den Wechseljahren befällt. Man kann praktisch zusehen, wie die Fingerendgelenke sich zunehmend röten und deformieren, ohne viel machen zu können. Hier steht nicht so sehr die Abnützung des Knorpels im Vordergrund, sondern von Anfang an eine chronische Entzündung unklarer Herkunft. Wichtig ist das Vermeiden von Kälte und zu starker Belastung und zusätzlich eine ständige Behandlung mit antientzündlich-antirheumatischer Therapie (Salbe oder Tablettten), um die zunehmend destruktive Entzündung zu minimieren. Diese Entzündung führt über Jahre und Jahrzehnte zur Zerstörung des Knorpels und damit zur Deformation und Versteifung der Fingergelenke.
Also: Chronische Fingergelenksarthrose mit Entzündung ständig behandeln mit antientzündlicher Therapie, wenigstens in Form von Salbe, besser aber mit Tabletten oder Zäpfchen. Wenn damit die Rötung (Entzündung) weniger wird oder sogar aufhört, ist somit zumindest die weitere Zerstörung der Gelenke gestoppt, leider aber bleibt die bereits eingetretene Deformation bestehen, diese ist nicht rückgängig zu machen.
 
 
Schonung!
 
Ganz besonders wichtig ist die Schonung der Gelenke, z.B. kein Joggen, nicht Knien, nicht Springen. Schmerzen heißt Entzündung und Schwellung im Gelenk, damit Verminderung der Knorpelschmiere, das alles zusammen verstärkt die Reibung im Gelenk und führt damit wiederum zu vermehrter Abnutzung und Verschleiss des Knorpels.
  Beim Knie ist zu beachten , dass es neben der Meniscusarthrose noch eine Kniescheibenarthrose geben kann. Diese kommt oft in der Jugend vor und ist eine Erbanlage, kann sich manchmal auch auswachsen. Hierbei ist wichtig, dass man zwar normal laufen, auch joggen kann, aber alle Beugungen im Kniegelenk (Kniebeugen, Springen, Knien u.s.w.) besonders unter Belastung dringend vermeiden muss. Als Gymnastik sind Isometrische Übungen sinnvoll.
Der beliebte Spruch "was von alleine kommt, geht auch von alleine" trifft bei dieser Erkrankung bestimmt nicht zu. Im Gegenteil, mit Abwarten alleine muss man mit einer gravierenden, anhaltenden Verschlechterung rechnen.
 
 
Wichtig:
 
Wenn nach der Behandlung die Schmerzen weg sind, alles in Ordnung? Nein, denn das grundlegende Problem der Abnutzung des Knorpels bleibt ja bestehen und kann erneut sich wieder bemerkbar machen. Also weiter Schonung, keine einseitigen und schweren Belastungen, auch leichte Schmerzen als Warnsignal ernst nehmen, Gewicht reduzieren und den für den Knorpel ganz wichtigen Sauerstoffgehalt im Blut nicht reduzieren durch Rauchen.
 
Rauchen ist Gift für den Knorpel! Unterkühlung der Gelenke und Zugluft dringend meiden. Körperwärme bewahren durch eine gute Kleidung, besonders im Gelenkbereich. Eine Überwärmung der Gelenke durch Heizkissen oder Wärmflasche kann die Entzündung verstärken!
 
 
Omega-3 Fettsäuren:

Inerhalb der vergangenen 10 Jahre ist das Bewustsein der enormen Bedeutung der essetiellen omega-3-Fettsäuren für den menschlichen Organismus weltweit stark gestiegen. Zahlreiche wissenschaftliche und Klinische Studien zeigen zweifelsfrei,wie sich unsere Ernährung innerhalbder letzten 50 Jahre verändert hat. Wurden dem menschlichen Körper noch voreinem halben Jahrhundert ein gesundes Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3 Fettsäuren von weniger als 5:1 durch die Ernährung angeboten, so hat sich dieses Verhältnis auf Grund der starken Zunahme am Verzehr von Pflanzenölen (reich an omega-6-Fettsäuren) und gleichzeitiger Abnahme am Verzehr von omega-3-Fettsäuren-Quellen wie z.B. Lebertan, Inneeien, Hirn und Fisch auf ein ungesundes Verhältnis von über 20:1 verschoben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat empfohlen, zwei bis dreimal pro Woche Fisch zu essen, um das Defizit an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen. Weitere Möglichkeiten die Ausgewogenheit von Omega-3 zu omega-6-Fettsäuren sicherzustellen ist der Verzehrvon omega-3 Kapseln. Neu auf dem Markt sind Kapseln, die aufgrund ihres hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren (über 90%) besondersgut geeignet sind, im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung das Defizit an Omega-3-Fettsäuren auszugleichen. Als günstige Nahrungsmittel kommen in Fage: Hering, Makrele, Thunfisch und Lachs.

Omega-3 Fettsäuren vermag der Körperkaum selbst herzustellen, benötigt sie jedoch in praktisch allen Zellen. Als Schutzfaktor der Gefäße spielen sie eine wichtige Rolle zur Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen, sie wirken entzündungshemmend und damit wichtig zur Prophylaxe von Rheuma, Arthrose und Krebs. Auch Gehirn und Nervenzellen werden günstig beeinflußt, wichtig bei Depression und psychogenen Erschöpfungen. Auch wichtig bei Schwangeren für die günstige Entwicklung des Kindes. 

 
 
 
Dr. med. Achim Sommerbrodt