Nicht erst zu Beginn der schönen Jahreszeit beginnt für viele Menschen, die Schätzungen schwanken zwischen 2 und 6 Millionen allein in der Bundesrepublik
Deutschland, eine regelrechte Leidenszeit. Sie sind an der sogenannten Pollinosis erkrankt, die den meisten unter dem Namen Heuschnupfen wohl besser bekannt
sein dürfte. Dieser Name ist jedoch irreführend, denn es ist der Blütenstaub bzw. korrekter ausgedrückt, es sind die Pollen und nicht das Heu, die zu den
bekannten Symptomen führen.
Meist fallen die Beschwerden mit einer bestimmten Jahreszeit zusammen. Setzen sich bereits im Frühjahr ein (Februar und März), muß mit großer
Wahrscheinlichkeit eine Pollenallergie gegenüber den sogenannten Frühblühern (Haselnuß, Erle) in Betracht gezogen werden. Bei Symptomen im März und April
sind die Pollen bestimmter Bäume (Birke, Pappel, Ulme) vorherrschend. Treten die Symptome erst Ende April / Anfang Mai plötzlich auf, ist eine hohe
Wahrscheinlichkeit einer Allergie gegen Gräserpollen gegeben. Noch später im Jahr liegt die Hauptblütezeit der Kräuter, und zwar vorwiegend von Juli bis
September.
Bei schönem Wetter beginnt der Pollenflug schon recht früh am Tage, etwa gegen 4 Uhr morgens. Die Pollen können dann, je nach Art, bis in einige tausend
Meter Höhe aufsteigen und mehrere hundert Kilometer weit getragen werden.
Die Großstadtbevölkerung ist gegenüber den Küstenbewohnern deutlich im Nachteil: In den Großstädten sind es etwa 10% und an der Küste nur etwa 1% der
Bewohner, die an dieser Krankheit leiden.
Symptome
Der Krankheitsgipfel liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Die Chance, nach dem 50. Lebensjahr noch eine Pollinosis zu bekommen, ist sehr gering.
Vorwiegend erkranken somit Kinder und Jugendliche. Eine durchgeführte Umfrage an Gymnasien in Nordrhein - Westfalen hat ergeben, daß rund 15% aller
Schüler Symptome der Pollinosis aufweisen. Da die Krankheit sehr oft nicht nur die Nase und die Augen, sondern den gesamten Organismus erfassen kann, ist
Unwohlsein keine Seltenheit. Gerade in die Pollenflugzeit fallen jedoch außerordentlich wichtige Prüfungen, z.B. das Abitur. In dieser Zeit ist der Pollenallergiker in
seinem Leistungsvermögen dann natürlich besonders beeinträchtigt.
Zunächst zeigen sich die ersten Symptome der Pollinosis nur an den Bindehäuten der Augen. Später wird dann die Nase miteinbezogen, und die Entzündung der
Nasenschleimhaut kann dem Patienten mehr zu schaffen machen als die Augensymptome. Erst nach Jahren, Auge und Nase sind weiterhin betroffen, kann die
Allergie in einem Teil der Fälle zu den Bronchien absteigen, wo sich dann ein Asthma bronchiale entwickeln kann.
Nahrungsmittel - Allergien
Hier die wichtigsten allergieauslösenden Nahrungsmittel:
Die Hausstaub-Allergie wird hervorgerufen durch die Hausstaubmilbe, allerdings nicht durch die Tiere direkt, sondern durch ihre Ausscheidungen. Die Milben
ernähren sich von menschlichen Hautschuppen, deshalb ist häufiges Lüften der Betten und regelmässiger Wechsel der Bettwäsche dringend erforderlich. Die
Beschwerden bei Hausstauballergie beginnen meist morgens nach dem Aufwachen, weil der Körper die ganze Nacht hindurch (über Atmung und Schleimhäute)
sensibilisiert wurde. Die Beschwerden treten ganzjährig auf, oft vermehrt im Winter wegen des dann weniger guten Lüftens der Betten. Weiterhin zu vermeiden in
der Wohnung sind plüschige Vorhänge, viele Kissen und Teppichboden. Staubsaugen mit einem Allergie-Staubsauger, welche bessere Filtersysteme haben.
Kreuzallergien
Interessanterweise können Patienten mit einer Allergie gegen Baumpollen überaus häufig an einer Nahrungsmittelallergie gegen Nuß-, Stein-, oder Kernobst
leiden. Ähnliches trifft für Patienten mit einer Allergie gegen Kräuter- und Blütenpollen zu. Häufig reagieren diese Menschen mit allergischen Reaktionen dann,
wenn sie mit der Nahrung Gemüse und Gewürze zu sich nehmen.
Also häufig reagiert man auf zwei ganz verschiedene Allergene, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tuen haben. Dieses Phänomen nennt man
Kreuzreaktion. Weitere Beispiele:
Birkenpollen und Äpfel
Sellerie und Karotten, Gurken
Eschepollen und Ölbaumpollen
Latex (Handschuhe) und Banane, Kiwi
Penicillin und Allergene
Durch das Zusammentreffen der verschiedenen Allergene bei der Kreuzreaktion verstärkt sich natürlich die allergische Reaktion ganz erheblich oder wird erst in
diesem Moment ausgelöst. Ein Beispiel: Sellerie alleine wird gut vertragen, Karotten alleine werden gut vertragen; zusammen gegessen entsteht aber eine
allergische Reaktion.
Was ist Allergie?
Allergie ist eine übermässig starke und schnelle Reaktion des Immunsystemes gegen die in den Körper eingedrungenen eiweisshaltigen Allergene (Pollen,
Milben, Tierhaare und -schuppen, ätherische Öle und Aromastoffe), wobei ein Antikörper, das Immunglobulin E (IGE) gebildet wird. Wird dieses nun beim
Allergiker in vermehrter Menge gebildet, entsteht die Substanz Histamin (deswegen heissen Anti-Allergiemittel auch Antihistaminika) womit dann die typischen
Beschwerden beginnen, welche darauf beruhen, dass die Blutgefässe erweitert und vermehrt wässrige Sekrete in den Schleimhäuten gebildet werden. Dann
kommt es zu folgenden Erkrankungen:
Die Augen schwellen und tränen.
Die Nase schwillt zu, Niesreiz entsteht.
Die Bronchien verkrampfen, vermehrt Schleim wird gebildet (Asthma).
Der Darm krampft und bildet vermehrt Wasser, es kommt zu Durchfall.
Die Hautadern erweitern sich, die Haut wird rot und schwillt an (Hautausschlag, Ekzem)
Die gesamten Adern im Körper erweitern sich, das Blut versackt und es kommt zum Kreislaufkollaps.
Therapie
Bei der Behandlung des Heuschnupfens ist immer die präventive, also vorbeugende Therapie gegenüber der symptomatischen Therapie zu bevorzugen. Die
Behandlung sollte also nicht erst dann einsetzen, wenn der Patient, der in der Regel meist genau weiß, zu welcher Jahreszeit und gegen welche Pollen er allergisch
reagiert, sondern dann, wenn ein Pollenkontakt zu erwarten ist. Andernfalls muß mit einer Verschlimmerung der Symptomatik, ja sogar mit Einbeziehung der
Bronchien und asthmatischen Beschwerden gerechnet werden.
Die präventive, also vorbeugende Therapie, ob mit Tabletten oder Injektion, stellt den Grundpfeiler einer sinnvollen und erfolgversprechenden Behandlung dar,
wobei auch die Desensibilisierung zu nennen ist. Erst wenn der Einsatz dieser Mittel versagt oder die Pollinosis schon zu weit fortgeschritten ist (möglicherweise
mit Einbeziehung anderer Organe wie die Lunge), sollte auf andere Mittel, auch notfalls Kortison akut oder längerfristig zurückgegriffen werden. Die
möglicherweise stattfindende jährliche Verschlimmerung der ursprünglich harmlosen Pollinosis kann nur durch konsequente Prävention und Prophylaxe aufgehalten
werden. Deshalb ist es wichtig, schon beim Auftreten der ersten Symptome die Allergie zu behandeln.
Zusätzlich geschaffene Einrichtungen wie die Pollenflugvorhersage des Polleninformationsdienstes über Rundfunk und Telefon können den Betroffenen rechtzeitig
vor dem Anflug "seiner" Pollenart warnen, so daß er schon früh geeignete Behandlungsmaßnahmen ergreifen kann.
Allergieteste
Es gibt verschiedene Methoden, Allergien nachzuweisen.
Ein sehr oft angewandtes Verfahren ist der "Prick-Test", bei dem verschiedene Allergene mit einer Nadel in die Haut gestochen werden. Anschliessend wird an
der Hautreaktion festgestellt, auf welche Allergene die Haut allergisch reagiert.
Weiterhin gibt es noch Intracutan- und Reibetestverfahren sowie sog. Provokationstests zum Nachweis der klinischen Relevanz von Hauttestreaktionen.
Dabei ist die Frage wichtig, ob z.B. Asthma auf dem Boden der Allergie entstehen kann.
Auch mittels einer Blutuntersuchung kann ein Allergietest vorgenommen werden. Hierbei erfolgt im Labor die Bestimmung der Antikörper (IGE - Wert). Damit
lassen sich genaue Rückschlüsse auf den Schweregrad der Allergieneigung und die damit verbundene Krankheitsauswirkung (Asthma, Ekzeme) ziehen. Je höher
der IGE-Test ausfällt, um so schwerer ist auch die Allergie. Idealerweise sollte der Faktor natürlich "Null" betragen, aber 5 bis 20 Einheiten komme bei vielen
Menschen vor, ohne ernsthafte allergische Beschwerden entstehen zu lassen. Der Grenzwert liegt bei 100 Einheiten (bei manchen Menschen aber auch deutlich
höher), dabei kann dann der Körper sehr allergisch reagieren mit entsprechenden Beschwerden wie Bronchitis, Asthma, Hautausschlägen und Schock.
Zusätzlich werden bei diesem Bluttest auch noch die verschiedenen Allergene getestet, z.B. Gräser- und Baumpollen, Gewürze, Lebensmittel oder Tiere. Gerade
für die Früherkennung von Allergeien sind diese Teste wichtig, auch wenn noch keine Beschwerden vorliegen, zeigen sie auch eine mögliche Allergie an, und zwar
sowohl die in Frage kommenden Allergene (z.B. Pollen) als auch die Stärke der körperlichen Reaktion, also die Schwere der Erkrankung bzw. der Beschwerden
(allerg. Schnupfen, Asthma, Ekzeme). Diese Blutteste werden in der Praxis vorgenommen, die Auswertung dauert etwa 5 Tage.
Vorbeugung
Die Allergien sind zwar genetisch geprägt, dennoch gibt es einige wichtige Hinweise.
Vermeidung jeder zusätzlichen Reizung der Atemwege (z.B. Rauchen) oder der Haut (z.B. Kosmetika).
Wohn- und Schlafzimmer sollten möglichst staubfrei gehalten und milbenallergensichere Bezüge für Matratzen und Bettwäsche benutzt werden. Auch moderne
Allergiestaubsauger sind wichtig.
Keine Haustiere, auch wenn diese im Allergietest negativ sind.
Vor der Berufsaufnahme (Gärtner, Frisör, Maler) Allergietest durchführen lassen.
Zur Pollenflugzeit Fenster geschlossen halten, wenig nach draussen gehen, nicht joggen, Haare täglich waschen (weil die Pollen auf Haut und Haaren kleben).
Insektengiftallergiker sollten ein Notfallset bei sich tragen.
Immer Allergieausweis mitführen.
Dr. med. Achim Sommerbrodt
Hausstaub - Milben und Allergien (gute Milbenaufnahmen)