RATGEBER
Bandscheiben
 
 
Die Bandscheibe ist ein elastisches Knorpelpolster zwischen jeweils zwei Wirbelknochen, sie wirkt wie ein Stossdämpfer und schützt die Wirbelknochen vor einer gegenseitigen Berührung bei den vielfältigen Belastungen und Bewegungen der Wirbelsäule. Diesen Knorpel finden wir in allen Gelenken vor, im Kniegelenk heisst er "Meniscus", in  der Wirbelsäule "Bandscheibe" und in allen übrigen Gelenken wird er lediglich als "Knorpel" bezeichnet.
 
Unter dem Gewicht des Körpers und natürlich auch beim Tragen oder Heben schwerer Gegenstände werden die Bandscheiben zusammengedrückt und können sich auch verlagern, können also aus ihrem Bandscheibenbett herausgedrückt werden. Dann berühren sie mehr oder weniger stark den Rückenmarkskanal mit den jeweiligen Nerven, welche den entstanden Schmerz nun weiterleiten in ein oder beide Beine. Oder, bei einer Erkrankung im Halsbereich, strahlen die Schmerzen in ein oder beide Arme aus.
 
 
Vorfall und Vorwölbung
 
Man unterscheidet noch zwischen einer leichteren Bandscheibenvorwölbung (Protusio) und einem schwereren Bandscheibenvorfall (Prolaps). Die gemeinsame Ursache ist letztlich eine Bindegewebsschwäche in den Haltebändern, welche die Bandscheiben fixieren sollen. Aber auch eine plötzliche, heftige Drehbewegung des Rumpfes oder ein schweres Heben (besonders mit ausgestreckten Armen) oder auch ein kräftiges Schieben/Drücken können die Bandscheibe herausdrücken. Aber auch das Rauchen hat einen negativen Einflussauf alle Knorpel, weil der Sauerstoff reduziert wird im eh schon schlecht durchbluteten Knorpelgewebe. Rauchen ist Gift für den Knorpel!
 
Die Bandscheibenvorwölbung  macht kurzfristige typische Beschwerden mit Schmerzen und Ziehen und Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen und tritt nur gelegentlich auf, ganz akut, und heilt mit Ruhe und Medikamenten rasch wieder aus. Sie kann aber schon bei den kleinsten Anlässen sich wieder bemerkbar machen, manchmal auch nur in Ruhe, gelegentlich auch nur beim Liegen im Bett.
 
Der Bandscheibenvorfall macht bedeutend mehr Schmerzen als die Bandscheibenvorwölbung, weil der Rückenmarkskanal eingedrückt wird und die Nerven eingeklemmt oder sogar zerstört werden. Der Bandscheibenvorfall bessert sich nur ganz langsam oder muss manchmal sogar operiert werden, d.h. der vorgerutschte Anteil der Bandscheibe wird operativ entfernt. Wird nicht operiert, dann verkalkt der vorgefallene Anteil der Bandscheibe und bleibt als Fremdkörper zwischen Wirbelsäule und Rückenmark liegen und macht dann ständig mehr oder weniger starke Beschwerden.
 
 
Entzündungen und Schwellungen
 
Wichtig für Sie zu wissen ist, dass zusätzlich zur Bandscheibenverlagerung auch immer eine Reizung des Gewebes und damit eine Schwellung eintritt, welche einen zusätzlichen Druck auf das Rückenmark auslöst. Damit beginnt ein "Teufelskreislauf" zwischen Schwellung - Druck - Entzündung - weitere Schwellung u.s.w. Hier setzt auch die Behandlung zuerst ein, nämlich mit abschwellenden Medikamenten in Form von Spritzen, Zäpfchen oder Tabletten. Die Möglichkeiten der Behandlung sind vielfältig, sie reichen von homöopathischen Medikamenten über Enzyme, Diclo-Präparate bis hin zum Kortison um die entzündliche Schwellung abzuheilen, wobei dann auch erst die Schmerzen nachlassen.
 
Nach Abschwellung des Gewebes kann sich die vorverlagerte Bandscheibe wieder zurückbilden. Tut sie das nicht, muss operiert werden, wobei heute die minimalinvasive Technik mit einer Sonde das beste Verfahren darstellt.
 
 
Richtiges Verhalten
 
Was Sie selbst zur Heilung beitragen können, ist die absolute Schonung (etwa 2 - 4 Wochen) des Rückens, d.h. vermeiden von:
Ganz schlecht ist auch Unterkühlung des Rückens, Zugluft und kalte Füsse. Zugluft im Schlafzimmer meiden! Wärme ist gut, aber bei Überwärmung durch z.B. Heizkissen kann die Entzündung gefördert werden. Deswegen: Körpereigenwärme durch richtige Kleidung ist die beste physikalische Therapie.
Gut ist liegen, besonders im Stufenbett. Medikamente zum Abschwellen, gegen die Entzündung und gegen die Verspannung und manchmal auch gegen Schmerzen selbst, um somit erneute Verspannungen zu verhindern.
 
Gymnastik, Rückenschule und Schwimmen stärken die Muskeln des Rückens und die Haltebänder der Bandscheiben, also sehr sinnvoll als Dauertherapie auch nach der akuten Erkrankung. Wenn die Schmerzen weg sind, alles in Ordnung? Nein, denn das grundlegende Problem des schwachen Bindegewebes im Bandscheibensystem bleibt bestehen und kann erneut, auch an anderer Stelle der Wirbelsäule, sich wieder bemerkbar machen. Also weiter regelmässige Gymnastik, keine einseitigen und schweren Belastungen, auch leichte Schmerzen als Warnsignal ernst nehmen, Gewicht reduzieren und den Sauerstoffgehalt im Blut nicht reduzieren durch Rauchen.
 
 
 
Dr. med. A. Sommerbrodt
 
 
 
 

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