ERNÄHRUNG

Alkohol
 
 
Allgemeines zu Alkohol
 
Obwohl Alkohol in Deutschland und vielen anderen Ländern als Genußmittel gilt, ist er eine der gefährlichsten Drogen überhaupt, weil damit eine Reihe von körperlichen und sozialen Schäden verbunden sind. Wenn Alkohol in geringen Mengen konsumiert wird, wirkt er eher anregend und belebend. Sehr kleine Mengen (z.b. ein halbes Glas Wein täglich) haben auch einen gesundheitlichen Aspekt durch Anregung des Stoffwechsels, Bekämpfung der freien Radikale und Senkung der Blutfette, größere Mengen dagegen heben diese positiven Effekte wieder auf durch erhebliche Nebenwirkungen. Beim Konsum größerer Mengen kommt es häufig zu psychischen und körperlichen Erkrankungen, oft verbunden mit Gewalt und Aggressionen.
 
Gibt es eine unbedenkliche Menge an Alkohol, die man konsumieren darf?
 
Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Das ist individuell sehr verschieden und ist von vielen Faktoren abhängig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat dazu folgende Angaben vorgeschlagen:
7 g reiner Alkohol am Tag sind unbedenklich. Man sollte jedoch an mindestens vier Tagen der Woche keinen Alkohol konsumieren.
 
Wieviel Alkohol enthalten die verschiedenen Getränke?
 
Getränk:
Menge:
reiner Alkohol:
Bier
0,33 l
13 g
Wein
0,2 l
16 g
Sekt
0,2 l
16 g
Kräuterlikör
2,0 cl
5,2 g
Whisky
2,0 cl
  7 g
Korn
2,0 cl
    5 g

 

Eigenschaften von reinem Alkohol : Cemisches Zeichen C2H5OH, wasserhelle Flüssigkeit, Siedepunkt 78,3 C, Dichte 0,79. Da er leicht verdunstet, wirkt er auf der Haut kühlend. Die Alkohole sind eine Stoffgruppe in der organischen Chemie. Kennzeichen ist die "OH-Gruppe" am Ende der Kohlenstoffkette. Der einfachste Alkohol ist Methanol (Methylalkohol, CH3OH), ein anderer, vom Geruch bekannter, ist Iso-Propylalkohol C3H7OH (z.B. in Kosmetika), es gibt auch feste Alkohole und mehrwertige Alkohole, z.B. das Glycerin. Insgesamt gehören die Alkohole zu den Kohlehydraten (Zucker, Stärke) und bewirken damit beim Verzehr eine Kalorienaufnahme mit Gewichtszunahme und möglicher Zuckererkrankung.
 
Der Name "Alkohol" kommt aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie das "Edelste". Für Genußzwecke wird Alkohol durch Gärung gewonnen, was auch schon den frühen Naturvölkern bekannt war. Zu technischen Zwecken kann Alkohol auch synthetisch hergestellt werden. Er findet in großen Mengen z.B. als Lösungsmittel in der Chemie- und Pharmaindustrie Verwendung.
 
Alkohol (genauer gesagt: Äthanol bzw. Äthylalkohol) wird nach dem Trinken rasch aus Magen und Darm ins Blut aufgenommen. Maximale Konzentrationen werden im Blut 1-2 Stunden nach dem Trinken erreicht. Zu 90% wird Äthanol in der Leber verstoffwechselt, wobei als Stoffwechselprodukt unter anderem Acetaldehyd entsteht. Sowohl Äthanol als auch Acetaldehyd gelangen über den Mutterkuchen in das ungeborene Kind und führen zu einer Schädigung der kindlichen Zellen und Organe.
 
Wenn wir von Alkohol sprechen, denken wir in erster Linie an Äthylalkohol. Alkohol entsteht durch Gärung von Zucker. Es handelt sich um einen natürlichen Vorgang, wobei Zucker durch Hefe in Äthanol und Kohlendioxid umgewandelt wird. In der Natur kommt Alkohol nur in einer sehr geringen Konzentration vor, weil die Organismen, die ihn bilden können, bei höherer Konzentration absterben. Im menschliche Organismus kann Alkohol nicht entstehen, auch nicht durch Fäulnis oder Gärung im Darm. So gesehen ist der Alkohol etwas "unnatürliches", vom Menschen erfunden, nicht notwendig, sogar schädlich und unter gesundheitlichen Aspekten gesehen eine Katastrophe.
 
 
 
Wie kam der Mensch auf den Alkohol ?
 
Als natürlicher Stoff kann Alkohol auch ohne Einwirkung des Menschen in der Natur entstehen. Es gibt Berichte aus Afrika, in denen Tiere die reifen und vergorenen Früchte eines Baumes fressen und dann eine deutliche Rauschwirkungen zeigen. In ähnlicher Weise dürfte auch der Mensch in der Frühzeit durch Zufall auf den Alkohol gekommen sein. Es hat aber noch lange gedauert, bis Alkohol bewußt hergestellt und regelmäßig konsumiert wurde. Hochprozentigen Alkohol gibt es erst seit dem Mittelalter nach der Entdeckung der Destillation. Zuvor vergor man z.B. Honigwasser zu Met oder Gerste zu einer Art Bier, die Nomaden verwendeten Stutenmilch dazu. Das waren berauschende Getränke, die dazu verwendet wurden, Ängste vor den Naturgewalten und den Ungewißheiten des Lebens zu mindern und zwischenmenschliche Kontakthürden zu beseitigen. Nach der Erfindung der Destillation und der dadurch möglichen Reingewinnung des Alkohols ging man an die Herstellung ganz verschiedenartiger alkoholischer Getränke, da man bald bemerkte, dass der Alkohol die unterschiedlichen Aromastoffe gut zur Wirkung kommen lässt. Diese Eigenschaften und  die sozialen und menschlichen Probleme ließen aber in den letzten Jahrhunderten einen Massenalkoholismus auftreten, der ganz neue Probleme aufwarf.
 
 
   
Wirkungen alkoholischer Getränke
 
Alkohol muß nicht erst verdaut werden, um wirken zu können. Er geht direkt ins Blut über. Selbst über die Atemluft geht er über die Lunge direkt ins Blut. Alkohol kann also schon nach Sekunden wirken. In den nächsten 30 Minuten wird der größte Teil des Alkohols vom Blut aufgenommen und im ganzen Körper verteilt. Alkohol verursacht dann eine zunehmende Lähmung der Gehirnzellen. Ein Glas Bier kann ganz unterschiedlich wirken. Während die eine Person schon etwas betrunken ist, fühlt sich ein anderer bei gleicher Menge noch nüchtern. Die Auswirkungen einer bestimmten Alkoholmenge hängen zum Beispiel vom Körpergewicht ab, aber auch von der Gewöhnung und der augenblicklichen Verfassung des Trinkenden. So kann eine Alkoholmenge, die normalerweise kaum Wirkungen zeigt, auf nüchternen Magen oder nach körperlichen oder seelischen Belastungen zu schweren Störungen führen. Eine große Gefahr besteht darin, daß die richtige Selbsteinschätzung durch Alkohol beeinträchtigt wird. Alkohol ist ein Zellgift und wirkt auch auf die inneren Organe. Wenn regelmäßig pro Tag mehr als 40 ml Alkohol eingenommen wird, führt diese Menge bei Jugendlichen schon zu organischen Schäden. Regelmäßiger Alkoholkonsum ist also besonders gefährlich. Durch ihn gewöhnt sich der Körper an eine bestimmte Alkoholmenge. Allmählich entsteht ein starkes Bedürfnis, welches dann bald zur völligen Abhängigkeit, zur Alkoholkrankheit führen kann.
 
Körperliche Schäden durch Alkohol sind prinzipell in jedem Organ des Körpers möglich. Typische Alkoholfolgen sind Lebererkrankungen, Magenschleimhaut- und Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Polyneuropathie, Zuckerkrankheit, Kleinhirnatrophie, epileptische Anfälle, Speiseröhrenkrebs, Immunschwäche, Herzmuskelschwäche, permanenter Gedächtnisverlust sowie viele weiter Erkrankungen. Weniger bekannt ist die Alkoholembryopathie - die Schädigung des werdenden Kindes im Mutterleib. Dieses stellt die häufigste Ursache geistiger Behinderung dar.
 
 
 
Alkoholismus
 
Alkoholismus wird im Sinne der Alkoholabhängigkeit heute von ärztlicher, psychologischer und auch von juristischer Seite als Krankheit bezeichnet. Für die Diagnose einer Alkoholabhängigkeit lassen sich die folgenden Kriterien heranziehen:
 
 
 
Stadien der Alkoholwirkung
 
1.Stadium wohliger Enthemmung (weniger als 1,0 Promille; bis 50 ml Alkohol)
Wärmegefühl, Zwanglosigkeit, Fröhlichkeit, Rededrang, gesteigertes Selbstwertgefühl, Selbstüberschätzung, Verlangsamung der Reaktionen und Bewegungsabläufe.
 
2.Rauschstadium (1,0-2,0 Promille; 50-100 ml Alkohol)
Gleichgewichtsstörungen, Störungen der Bewegungsabläufe, Sprachstörungen, Enthemmung, Verlust der Selbstkontrolle.
 
3.Betäubungsstadium (2,0-3,0 Promille; 100-200 ml Alkohol)
Vollrausch, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Bewußtseinstrübung, Erbrechen, Ermüdung, Muskelerschlaffung, Atmungsschwierigkeiten.
 
4.Lähmungsstadium (3,0-5,0 Promille; mehr als 200 ml Alkohol)
Lähmung, flache Atmung, Unterkühlung übergehend in Koma mit Reflexlosigkeit, Atemlähmung, Tod.
 
 
 
Schädigungen im menschlichen Körper
 
 
Wirkung auf den Organismus
 
"Der Weinstock trägt drei Trauben:
die erste bringt die Sinneslust,
die zweite den Rausch, die dritte das Verbrechen."
(Epiklet, 60-140 n. Chr.)
 
Alkoholische Getränke werden nicht nur wegen ihres Geschmacks, sondern vielmehr wegen ihrer Wirkung getrunken. Dabei wirkt der Alkohol in zwei Phasen:
 
In geringen Mengen (0,2 Liter Bier, 0,1 Liter Wein) wirkt er anregend, bei höherer Dosierung dämpfend auf das Zentralnervensystem. Diese Beruhigung entspricht aber nicht zwangsläufig dem, was der Trinkende stimmungsmäßig bei sich feststellt. Alkohol macht nicht direkt lustig, sondern wirkt erst über den Umweg des Abbaus von Hemmungen stimmungsverbessernd.
 
Alkohol ist ein schädliches Zellgift. Zerstörerische Auswirkungen treten wahrscheinlich ab einer täglichen Menge von ca. 40 g reinen Alkohol auf, das entspricht 0,8 Liter Bier bzw. 0,4 Liter Wein.
 
Bei größeren Mengen kommt es zu einem Anstieg der Nebennierenhormone (u.a. Cortison), so daß Alkohol zwar die Seele beruhigt, aber im Organismus eine Streßsituation bewirkt.
 
40 bis 60 Gramm Alkohol täglich bewirken beim Mann schon eine deutliche Leberschädigung, bei der Frau reichen bereits 20 Gramm täglich. Bei täglich 70 Gramm kommt es beim Mann zu einer Verdoppelung, bei der Frau sogar zu einer Verhundertfachung der Leberzirrhose-Häufigkeit!
 
Dabei tritt eine sofortige , deutlich ausgeprägte angenehme Wirkung ein, die aber nur von kurzer Dauer ist, nämlich nur solange wie der Blutalkoholspiegel in Körper ansteigt. Danach setzt langsam und gering ausgeprägt, eine lang anhaltende unangenehme Wirkung ein, weil durch den Abbau in der Leber der Alkoholspiegel wieder zu sinken beginnt. Durch erneute Zufuhr einer Menge Alkohol kann diese Wirkung wieder in ein angenehme umgekehrt werden und u.U. zu einem schlimmen Teufelskreis führen, da diese Erfahrung eine starke Versuchung darstellt, immer wieder erneut von dem Suchtmittel zu nehmen. Das führt dann schließlich zu den bekannten Entzugserscheinungen wie Zittern, Schwitzen, Erbrechen und Kreislaufstörungen.
 
Eine leichte Entzugserscheinung ist der Kater, der je nach Situation mit Kopfschmerz, Unlust, Unruhe, Gereiztheit, Verstimmung und Deprimiertsein einhergeht. Ursache ist hier ein Abbauprodukt des Alkohols, das äußerst giftige Acetaldehyd.
 
Von regelmässigem Alkoholgenuss ist auch abzuraten wegen der vermehrten Kalorienzufuhr. Eine Flasche Wein (750 ml) enthält etwa 66 g Alkohol, diese Menge an Alkohol können Sie in etwa gleichsetzen mit 114 g Zucker!
Hier ist die Berechnung:
Bei einer Flasche mit 700 ml und 12 Volumenprozent Alkohol sind es 700 * 0.12 = 84 ml Alkohol, welche bei einer Dichte von 0,789 g/ml (bei 20 Grad C) eine Masse von 0,789 * 84 = 66,3 g haben.
Eine Flasche Wein hat also einen Alkoholgehalt von etwa 66 g.
Zucker: 4,1 kcal/g, Alkohol: 7,1 kcal/g
Danach entsprechen 66 g Alkohol (eine Flasche Wein) = 114,3 g Zucker!
 
Alkohol im Alter ist nicht verboten, sollte aber deutlich weniger sein als in jüngeren Jahren, weil er oft nicht mehr gut vertragen wird. Das liegt daran, daß das Blut weniger freies Wasser enthält und somit der Alkohol im Körper nicht verdünnt wird und deswegen dann stärker wirkt, nicht nur in der Leber, sondern auch im Gehirn, verbunden mit Müdigkeit, Schwindel und Fallneigung. Darum also nur Weinschorle! Oder den Wein erst zum Hauptgang trinken, davor aber nur reichlich Wasser! Ähnliches gilt auch für Koffein, entscheidend ist aber, wie auch bei Tee, die Verträglichkeit.
 
 
 
Die Schäden durch Alkohol
 
Grundsätzlich schädigt Alkohol bei genügender Konzentration jede Körperzelle, weil er den Zellen Wasser entzieht. Es kann hier nur auf die gravierendsten Schäden eingegangen ansonsten muß auf einschlägige Literatur verwiesen werden.
 
1.) Gehirn: Bei jedem Rausch sterben Gehirnzellen ab. Bei ständigem Konsum kommt es zu einer allmählichen Schrumpfung des Gehirns (Atrophie). Dies bleibt lange Zeit ohne Einfluß auf die geistige Leistungsfähigkeit, da wir ca. 100 Miliarden Hirnzellen haben. Die Aufgaben der abgestorbenen Zellen werden von Reservezellen übernommen, die diese Aufgaben jedoch erst lernen müssen. Der Vorrat an Reservezellen wird durch Alkoholtrinken aber auch verringert.
 
2.) Herz/Kreislauf: Entgegen weitläufiger Meinung, Alkohol reduziere das Infarkt-Risiko, erhöhen schon übliche Mengen Alkohol täglich den Blutdruck. Bei vielen Bluthochdruck-Patienten ist Alkohol die wesentliche oder sogar einzige Ursache. Erhöhter Blutdruck ist wiederum ein Risikofaktor für Schlaganfälle. Außerdem erhöht Alkohol die Blutfette (Triglyzeride) und führt wegen des hohen Kaloriengehaltes zu Übergewicht. Damit sind Herz-/Kreislaufkomplikationen geradezu vorprogrammiert.
 
3.) Mundschleimhaut/Kehlkopf: Schon 1 Liter Bier pro Tag (analog ½ Liter Wein) erhöht das Risiko für Krebs der Mundschleimhaut, des Kehlkopfes und der Speiseröhre, insbesondere in Verbindung mit Rauchen.
 
4.) Magen: Besonders bei regelmäßig Trinkenden und bei Alkohol-Abhängigen besteht fast immer eine Magenschleimhautentzündung (Magenschmerzen, vermehrte Übelkeit). Durch kleinere Blutungen kann es zu kaffeesatzartigem Erbrechen kommen, auch Erbrechen von hellem Blut bei Entzündungen im oberen Magenbereich (erruptive Gastritis, z.B. typisch bei Wodka-Trinkern).
Magengeschwüre sind nicht selten durch die Wechselwirkung Alkohol - Streß - Alkohol. Schmerzmittel wie 'Aspirin' oder 'Alka Seltzer' erhöhen das Risiko noch zusätzlich.
 
5.) Bauchspeicheldrüse: Chronischer Alkoholmißbrauch führt bei der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zu einer besonders ernsthaften Situation: Der Ausführungsgang zum Darm wird verengt, die Ferment-Bildung gleichzeitig gesteigert. Folge: Pankreas-Entzündung (unbeschreiblich starke Schmerzen) und schließlich Entzündung und Selbstverdauung der Drüse.
 
6.) Entstehung eines Diabetes ist häufig die Folge einer Pankreas-Schädigung.
 
7.) Leber: Die Leber ist das chemische Labor unseres Körpers. Sie beinhaltet den zentralen Stoffwechsel und muß Giftstoffe umwandeln und abbauen. Wird ihre Leistungskapazität ständig überschritten, verlaufen die Schäden über folgende drei Stadien:
Fettleber: Fett als Abbauprodukt des Alkohols kann nicht mehr vollständig abtransportiert werden und wird zwischen den Leberzellen eingebaut. Das Volumen der Leber kann sich verdoppeln. Da die Leber keine Schmerzzellen hat, bleibt dies oft unbemerkt, kann aber an den erhöhten Gamma-GT-Werten erkannt werden (normal gGT 8-28, erhöht über 30 bis über 100 - 200), der Arzt kann die Vergrößerung ertasten oder im Ultraschall ausmessen. Bei Abstinenz bildet sich die Fettleber vollständig zurück.
Leberentzündung: angefangen von Beschwerdelosigkeit über Gelbsucht (Hepatitis) bis hin zum lebensbedrohlichen Leberversagen durch das giftige Acetaldehyd. Leberzellen sterben ab und werden nicht wieder ersetzt. Anstieg mehrerer Leberwerte, wobei die unterschiedlichen Konstellationen der verschiedenen Leberwerte einen Rückschluß zulassen auf akute oder chronische Lebererkrankungen. Bei Abstinenz Stillstand der Erkrankung, jedoch keine vollständige Ausheilung.
Leberzirrhose: Entwicklung aus der Leberentzündung durch Weitertrinken. Massives Absterben von Leberzellen und Ersatz durch hartes Narbengewebe, dadurch Leberschrumpfung. Weitere Folgen: durch Behinderung der Leberduchblutng  entstehen Krampfadern in der Speiseröhre (Blutsturz beim Aufplatzen - kann tödlich sein), Wasserstau, dadurch Entwicklung eines Wasserbauches, Selbstvergiftung des Körpers durch Ammoniak im Blut, langsamer qualvoller Tod. Einzige Überlebenschance: Strikte Abstinenz! (ca. 18.000 Tote jährlich durch Zirrhose!).
 
8.) Nerven: Als Zellgift schädigt Alkohol direkt das Nervenmark. Durch den bei Abhängigen häufigen Vitamin-B-Mangel kommt es außerdem zu Schädigungen der Nervenscheide.  Folge: Polyneuropathie, Schmerzen in den Beinen und Oberarmen, Wadenkrämpfe, Kribbeln oder Ausfall des Hautgefühls, Unsicherheit beim Gehen, Lähmungserscheinungen.  Diese Schäden können sich bei Abstinenz erst nach vielen Monaten bis Jahren zurückbilden. Einzige Therapie: Gabe von Vitamin-B-Präparaten.
 
9.) Darm: Darmkrebs
 
10.) Sexual-Hormone: Beim Mann Ausbildung einer Brust, typisch weibliche Schambehaarung; bei der Frau schütteres Haar, rauhe männliche Stimme
Lunge
 
11.) großporige Haut, geplatzte Hautäderchen, Lederhaut. 
 
12.) Durch den chronischen Alkoholismus können verschiedene Geisteskrankheiten eintreten. Hier einige Beispiele:
 
Alkoholdelir (Delirium tremens): Bei plötzlichem Absetzen des Alkohols (z.B. nach einem Unfall in der Klinik) kann es nach 1 - 3 Tagen zu einer dramatischen Fehlschaltung im Gehirn kommen. Das Delirium tremens ist somit eine besonders schwere Form von Entzugserscheinungen. Merkmale sind: Halluzinationen ("weiße Mäuse", Einbildung von Stimmen), Unruhe, d.h. aufgeregt, orientierungslos, "nestelnde Bewegungen", Gefahr von Kreislaufkollaps. Etwa 20 % der Delirien verlaufen tödlich. Das Delirium tremens kann nur auf einer Intensivstation behandelt werden. Es läßt sich mit Distraneurin dämpfen (Blutdrucksenkung), nach Bedarf muß zusätzlich sediert werden, z.B. mit Valium.
 
Krampfanfälle: Die Anfälle gleichen denen der Epilepsie. Sie treten ebenfalls häufig bei plötzlichem Entzug (20-30 % der Abhängigen) auf, allein oder als Begleiterscheinung des Delirs. Ist einmal ein Krampfanfall aufgetreten, bleibt die Neigung dazu chronisch. Bei jedem epileptischen Anfall kommt es zu einem Absterben von Gehirnzellen.
 
Halluzinosen: Bei dieser selteneren Psychose bestimmen vorwiegend akustische Wahnvorstellungen das Krankheitsbild. Das Bewußtsein ist klar. Der ängstlich-gequälte Alkoholiker hört meist Stimmen mehrerer nicht anwesender Personen, die in seiner Einbildung über "ihn zu diskutieren und zu schimpfen" scheinen. Manche Kranke versuchen, den "Stimmen" zu entfliehen. Sie verbarrikadierten sich wie "Belagerte" in ihrem Zimmer.  
 
Eifersuchtswahn: Eifersuchtsvorstellungen sind bei Alkoholikern häufig. Faktoren der Wahnentwicklung sind die begreifliche Abkehr des Partners wegen des Trinkens, das gestörte Verhältnis zur Umwelt und die oft alkoholbedingte Impotenz bei vorübergehend gesteigerten sexuellen Wünschen. Die Schuld am eigenen Versagen wird abgewehrt und auf den Partner übertragen. Die Verdächtigungen nehmen oft groteske Formen an. Der Eifersuchtswahn kann chronisch werden und auch bei späterer Abstinenz fortbestehen.
 
Korsakow-Syndrom: Damit bezeichnet man die schwerste Form der Gehirnschädigung durch Alkohol. Benannt wurde sie nach dem russischen Psychiater Sergej Korsakow, der diesen Zustand erstmals 1854 beschrieb. Durch das Absterben bestimmter Gehirnregionen erleidet der Betroffene einen weitgehenden Gedächtnis- und Orientierungsverlust. Das heißt, für ihn gibt es im Extremfall überhaupt kein "gestern" und kein "morgen" mehr. Er weiß nicht mehr, wer oder wo er ist, und kann manchmal auch engste Bezugspersonen nicht wiedererkennen. Dieser Zustand ist in der Regel durch Abstinenz kaum noch heilbar. Die meisten Korsakow-Patienten werden für immer auf einer geschlossenen Psychiatriestation untergebracht. Falls ein Alkoholiker nicht rechtzeitig aufhört zu trinken oder vorher stirbt, ist das Korsakow-Syndrom der zwangsläufige Endzustand.
 
 
   
Entzug und Entwöhnung
 
1.) Entzug
Unter Entzug versteht man das Absetzen des Alkohols unter ärztlicher Aufsicht in einer dafür eigerichteten Klinik. Dabei wird versucht, die schlimmsten Entzugserscheinungen wie ein Delirium oder einen Krampfanfall zu vermeiden. Zur Unterstützung werden Medikamente eingesetzt wie Distraneurin (Clomethiazol), auch Haldol (Haloperidol) und gegen Krämpfe zusätzlich Tegretal (Carbamazepin). Zu einem freiwilligen Entzug ist der Abhängige meist erst nach familiären oder sozialen oder gesundheitlichen Katastrophen bereit. Ein gerichtlicher Beschluß kann in besonderen Fällen angeordnet werden. Der Entzug sollte auf einer geschlossenen Entzugsstation erfolgen (meist in der Psychiatrie). Ein allgemeines Krankenhaus ist schlecht geeignet, da der Patient sowohl leichten Zugang zu Alkohol hat als auch das Krankenhaus einfach verlassen kann. Ein Selbstentzug zu Hause ist nicht möglich und kann lebensbedrohlich werden. Ein Entzug in einer speziellen (psychiatrischen) Entzugsstation hat einen weiteren entscheidenden Vorteil: Viele Kranke treffen hier zum ersten Mal auf Betroffene in der gleichen Situation, wobei der Meinungsaustausch den ersten Weg zur Genesung ebnen kann, außerdem sind Psychologen und Sozialarbeiter in der Behandlung zugegen und arbeiten die oft massiven persönlichen Probleme auf.
 
2.) Entwöhnung
In der Entzugsbehandlung (8 - 14 Tage, siehe oben) klingen lediglich die körperlichen Entzugssymptome ab, das heißt, der Körper wird entgiftet und hat nun gelernt, auch ohne alkohol zu leben. Die psychischen Probleme, die zur Alkoholkrankheit führten, bestehen natürlich noch. Diese müssen intensiv angegangen werden, neue Verhaltensmuster müssen erlernt werden. Diesem Lernprozeß dient die Entwöhnungsbehandlung als Reha-Maßnahme. Sie wird auf Antrag in speziellen Reha-Kliniken durchgeführt und dauert 4 bis 6 Monate. Die Kosten trägt in der Regel die Rentenversicherung. Man muß sich aber bewußt sein, dass eine einmal erworbene Abhängigkeit lebenslang bestehen bleibt, deshalb gilt es, den Alkohol in jeder Form strikt zu meiden und auch nicht die geringsten Mengen zu konsumieren. Nach der Reha-Maßnahme sollte der Kontakt zu einer Selbshilegruppe aufgenommen werden. Die dort geführten Gespräche, die eigene und die leidvollen Erfahrungen anderer Gruppenmitglieder helfen zur Einsicht, daß ein Leben ohne Alkohol erfüllter sein kann, als man es vorher je zu glauben vermochte.
 
 
 
Umgang mit Alkohol
 
Man muß sehr ernsthaft mit sich selbst zu Gericht gehen, um eine schleichende Abhängigkeit zu erkennen. Die Verführungen und die Ausreden, auf die man zu gern selbst hereinfällt, sind zu groß. Der Sekt am Morgen für den Kreislauf, der Schnaps am Mittag für die Verdauung, das Bier am Abend für die Entspannung und diverse Einladungen, auf denen man Alkohol trinken "muß", sind alles nur Vorwände. Man "muß" keinen Alkohol trinken, weder aus gesundheitlichen noch aus gesellschaftlichen Gründen. Die Einsicht, dass man Alkoholiker ist, kommt sehr spät oder überhaupt nicht und man beruhigt sich mit der Tatsache, dass bisher weder ernsthafte gesundheitliche noch soziale Probleme aufgetreten sind. Wenn Sie sich in dieser Situation über das Risiko einer Alkoholabhängigkeit selbst richtig einschätzen wollen, müssen Sie einen Auslassversuch über 8 Wochen vornehmen. In diesen 8 Wochen dürfen Sie nicht die geringste Menge an Alkohol trinken, seien die Mengen auch noch so gering (z.B. Kognacpraline) oder die Anlässe noch so gewichtig. Der Wunsch oder der Zwang, Alkohol zu konsumieren, mag noch so stark sein, Sie müssen Willensstärke zeigen oder aber, bei Erfolglosigkeit, sich eingestehen, Alkoholiker zu sein.
 
 
 
 
Dr. Sommerbrodt 
 
 
 
    

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